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Abstract


Ökologie mit Shakespeare, in der Lesart von Gary Larson

«Jemand könnte mit dem Wurm fischen, der von einem König gegessen hat, und von dem Fisch essen, der den Wurm verzehrte.» Diesen eher skurrilen Kreislaufgedanken aus Shakespeares «Hamlet» nimmt Gary Larson in seinem «There's a hair in my dirt!» auf, das sich vorzüglich eignet, falsche Ökologieverständnisse zu korrigieren<br/>«Wo ist Polonius?» fragt bei Shakespeare der König und erhält von Hamlet zur Antwort: «Beim Nachtmahl – nicht wo er speist, sondern wo er gespeist wird. So ein Wurm ist euch der einz'ge Kaiser, was die Tafel betrifft. Wir mästen alle andern Kreaturen, um uns zu mästen; und uns selber mästen wir für Maden. Der fette König und der mag're Bettler sind nur verschied'ne Gerichte; zwei Schüsseln, aber für eine Tafel.»$Dasselbe Thema, gewissermassen in feinerer Form, hat der begnadete Cartoonist Gary Larson in seinem wundervoll skurrilen Wurmbuch aufgenommen. Er zeigt, wohin falsch verstandene Naturliebe führen kann: rascher zu den Würmern<br/>Die Handlung ist an sich einfach: Familie Wurm sitzt beim Abendessen, als der Sohnemann auf seinem Teller mit feinstem, frisch angerichtetem Dreck ein Haar findet und der Pater familias seinem Sohn die Herkunft des Haares erläutert. Die Geschichte, zu der der Wurmvater ausholt und die mit dem gefundenen Haar scheinbar nichts zu tun hat, erzählt von einer naturliebenden holden Jungfrau, die doch nur das Beste für die Natur will. So füttert sie im Wald süsse Tiere – die dummerweise eingeschleppte Arten sind und den einheimischen Eichhörnchen das Leben schon so schwer genug machen. Die Ameisen, die Eier schleppen, findet sie ebenfalls ganz reizend, weil ihr nicht einfällt, dass die Eier geraubt sein könnten und Sklavenameisen hervorbringen werden. So tappt die naturliebende holde Jungfrau glückselig im Wald, auf Wiesen und an Weihern herum und richtet – in besten Absichten – einen Schaden nach dem anderen an und missinterpretiert ziemlich alles, was in der Natur falsch verstanden werden kann. Das kostet sie am Ende des Spaziergangs das Leben, und auf diese Weise landet in der Erde auch das Haar, das Sohnemann Wurm auf dem Teller gefunden hatte. (Das Buch geht noch ein bisschen weiter; wir verraten aber nicht, wie.)$Das Buch ist ein Blickfang und von Bild und Text her die wahre Freude. Die Zeichnungen von Larson, der in Biologie bekannterweise ziemlich bewandert ist, sind mit seinen absonderlichen Einfällen gespickt, hinreissend anzusehen und solcherart geschaffen, dass man auch beim dritten Ansehen noch Neues entdeckt. Vor etwas aber muss gewarnt werden: Auch wenn es danach aussehen mag, ist dieses Buch nicht unbedingt für Kinder geeignet. Und Erwachsene, die Larson mögen, tun gut daran, das Buch nicht in der Nacht zu lesen: Die Nachbarn könnten gestört werden, falls man zu laut lachen muss.

Stichworte: Biologie, Ökosysteme, Vernetzungen, Natur, Philosophie, Sterblichkeit, Naturverständnis
Schlagwort: Bücher und neue Medien > «Buch des Monats»

Medium:
Ökomedia
Publikationsdatum: 08.03.1999
Autor: tsc.
Eigenschaften: Buch;

Buchangaben:
There's A Hair In My Dirt! A Worm's Story (Foreword by Edward O. Wilson). Ed. Little, Brown and Company, London, 1998.
Buchautor: Larson, Gary
Seiten, Preis: o.A. / £ 9.99

Abstract-Nr: 102288
Abstract-ID: 00511300024