Oekodok
|
|
|
|
Abstract
Wie die Wundersubstanz DDT zum Teufelszeug wurde
Schon um die Entdeckung der Wirksamkeit von DDT ranken sich Legenden und Intrigen: Als Paul Müller, der heute als Entdecker von DDT gilt, 1948 den Nobelpreis erhielt, munkelte man, dass die Auszeichnung eigentlich an den Laborchef Paul Läuger hätte gehen müssen. Läuger aber hatte die Firma J.R. Geigy AG bereits verlassen, und eine Auszeichnung erschien daher nicht mehr als opportun – zumal er im Gegensatz zu Müller kurioserweise bereits den Ehrendoktortitel der Universität Basel für DDT erhalten hatte<br/>Das könnte man als Randnotizen der (Chemie-)Geschichte abtun, wenn es sich nicht um einen Stoff handelte, der das 20. Jahrhundert massgeblich geprägt hat. DDT war erst Heilsbringer, um fortlaufend, endgültig aber in den Sechzigerjahren («The Silent Spring») in Ungnade zu fallen und später in vielen Ländern ganz verboten zu werden. Diesen Weg, den die Substanz vom Wundermittel zum Teufelszeug nahm, zeichnet das sorgfältig gemachte Buch «DDT. Kulturgeschichte einer chemischen Verbindung» nach. Interessanterweise ist es nicht ein Chemiker, sondern ein Historiker, der sich über den Stoff gebeugt hat. Was er dabei aufgehoben hat, ist von allergrösstem Interesse, denn es zeichnet ein Stück Technikgeschichte nach – und zwar so, dass keine Vorkenntnisse der Chemie notwendig sind, um jederzeit problemlos folgen zu können<br/>Die Palette der behandelten Themen ist ebenso weit wie es der Einsatz des Giftes war: Kriegseinsatz, Landwirtschaft, Hygiene von Mensch und Tier, Wirtschaftsfaktor, Malariabekämpfung (übrigens teilweise bis heute) – und eben: galoppierende Resistenzbildung und schleichende Umweltzerstörung (übrigens: ebenfalls bis heute). Gerade dass DDT so stabil war und ist, machte es zum Symbol: DDT förderte auf diese Weise sogar ungewollt die Entstehung einer internationalen Umweltbewegung<br/>Was diesen empfehlenswerten Band ebenfalls auszeichnet, sind die sorgfältig ausgesuchten Illustrationen, die von Werbeplakaten französischer, schweizerischer und amerikanischer Provenienz («DDT – is good for me-e-e!») über Porträtaufnahmen einiger ProtagonistInnen wie Paul Müller, Eduard Handschin (einer der ersten DDT-Kritiker) oder Rachel Carson (Verfasserin von «Silent Spring») bis zu zahlreichen, sehr instruktiven Archivaufnahmen zu DDT-Einsätzen reichen: Lesens- und sehenswert!
Stichworte: Neocid, , Comic, PR, Werbung, Gifte, gefährliche Stoffe, umweltgefährdende Stoffe, Entomologie, Substanzen, indische Landwirtschaft, Chemische Industrie Basel (Ciba), DDT in den USA, Umweltgeschichte, Nebenwirkungen, Naturschutzbiologie, Wirkungsketten, Literatur, Bibliographische Angaben, «Ungeziefer», Läuse, Kakerlaken, Maikäfer, Schädlinge, Rückstände (etwa im Schweizer Käse), Nahrungsmittel, Lebensmittel, Ciba-Geigy AG, Trix
Schlagwort: Bücher und neue Medien > «Buch des Monats»
Medium: Ökomedia
Publikationsdatum: 01.12.1999
Autor: tsc.
Eigenschaften: Buch; Statistiken/Grafik;
Buchangaben: DDT. Kulturgeschichte einer chemischen Verbindung. Christoph-Merian-Verlag, Basel, 1999.
Buchautor: Simon, Christian
Seiten, Preis: 232 S. / 73 sFr. / 83 Mark
ISBN: 3-85616-114-7
Abstract-Nr: 105487
Abstract-ID: 00511300034