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Abstract


Wer Gift verbietet und Gesundheit fördert, muss kein besserer Mensch sein

Wer hat die ersten Rauchverbote durchgesetzt, Krebs auslösende Pestizide ebenso untersagt wie Asbest und gefährliche Lebensmittelfarben? Wer hat auf gesunde Ernährung geachtet und per Gesetz Bäckereien zur Produktion von Vollkornbrot angehalten? Wer hat «Most statt Bier» propagiert und zum Vegetarismus ermuntert? Richtig – kein Vorzeigestaat, sondern die Nazis, die in diesem Buch zu Recht als «der absolute Tiefpunkt der Moral und Kultur des 20. Jahrhunderts» bezeichnet werden. Umso irritierender sind die verschiedenen Aspekte der Gesundheitspolitik: Massenmord, bestialische Menschenversuche auf der einen, fortschrittliche Gesundheitsziele auf der anderen Seite. Wer bei den Gesundheitskampagnen der Nazis glaubt, es sei ausschliesslich um die Leistungsfähigkeit der Einzelnen und damit, mittelbar, auch der «Rasse» gegangen, greift zu kurz: Die Gesundheitstipps hatten in der Tat den Charakter von Individualprävention, wie wir sie heute kennen. Robert Proctor zeichnet in seiner Studie ein überaus aufschlussreiches Bild dieser letztlich teilweise «sozial verantwortlichen gesundheitspolitischen Ziele», denen wir heute mit sehr gemischten Gefühlen gegenüber stehen (informative, sehr lesenswerte Rezension).

Stichworte: Tabak, Nikotin, Umweltgeschichte, Sojabohnen
Schlagwort: Bücher und neue Medien > Gesellschaft

Medium:
NZZ
Publikationsdatum: 15.08.2002
Autor: Benzenhöfer, Udo
Eigenschaften: Buch; Literaturhinweise; Kommentar;

Buchangaben:
Blitzkrieg gegen den Krebs (The Nazi War on Cancer). Gesundheit und Propaganda im Dritten Reich. Klett-Cotta, Stuttgart, 2002.
Buchautor: Proctor, Robert
Seiten, Preis: 460 S. / sFr. 43.80

Abstract-Nr: 113646
Abstract-ID: 00511500233