Oekodok
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Abstract
Mit zweijähriger Verspätung: der erste gesamteuropäische Umweltbericht
Europas Mühlen mahlen langsam. Als sich im Juni 1991 die Umweltminister aus Ost- und Westeuropa im Schloss Dobris in der Nähe von Prag trafen, da kam die Idee auf, einen gesamteuropäischen Bericht über den ökologischen Zustand des alten Kontinentes schreiben zu lassen. Das Ziel war, am nächsten Treffen im Frühjahr 1993 in Luzern diesen Bericht zur Verfügung zu haben. Daraus wurde nichts. Der Bericht wurde nicht fertig, und der Erscheinungstermin musste mehrmals verschoben werden. Jetzt liegt der Bericht vor (das heisst, er liegt erst in einigen Vor-Exemplaren vor; die definitive Fassung soll Ende August ausgeliefert werden ...). Der Bericht wurde von der in der Zwischenzeit aus der Taufe gehobenen Europäischen Umweltagentur der EU in Kopenhagen geschrieben. Das Fazit gleich vorweg: Das Warten hat sich gelohnt. Der über 600 Seiten dicke und durchgehend farbig illustrierte Wälzer ist sicher das umfassendste Buch, das bisher über die Umwelt Ost- und Westeuropas geschrieben wurde. <br/> Vierzig Kapitel enthält das Buch, und es gliedert sich in sechs grosse Teile. Den Anfang macht die Beschreibung des Umfeldes - wie kam es zu diesem Bericht und welche Methoden wurden angewendet? Ferner wird der Kontinent Europa mit seinen ökologischen und geographischen Eckdaten vorgestellt. Der zweite Teil widmet sich den einzelnen Umweltbereichen Luft, Binnengewässer, Meere, Boden, Landschaften, Flora und Fauna, urbane Umwelt und Gesundheit. Jedes Kapitel bietet eine Unzahl von Einzelinformationen, die akribisch zusammengetragen und meist recht ansprechend graphisch aufbereitet wurden. Zwei Beispiele aus dem Luft-Kapitel mögen dies illustrieren: In den meisten Städten übersteigt die kurzfristige Luftverschmutzung die WHO-Werte mindestens einmal im Jahr; mehr als 100 Millionen Europäerinnen und Europäer sind von hohen Ozon-Werten im Sommer betroffen. Das neue an diesen Informationen ist, das erstmals Zahlen vorliegen, die den ganzen Kontinent betreffen. Bisher gab es nur sehr wenige UNO-Statistiken, die sowohl Ost- als auch Westeuropa umfassten; allerdings waren diese Publikationen meist unvollständig und veraltet. Erstmals sind die beiden Teile des Kontinentes zumindest in ökologischer Hinsicht miteinander vergleichbar geworden. Das gilt - vielleicht sogar noch mehr - für die übrigen Teile des Buches. Der dritte Teil nämlich befasst sich mit den Belastungen der Umwelt. Sieben Aspekte wurden untersucht, darunter auch so komplexe Faktoren wie Konsum, Ressourcenverbrauch und Abfall. So wissen wir nun, dass der Durchschnittseuropäer (und die Durchschnittseuropäerin wohl nicht minder) jährlich 350 Kilogramm kommunalen Abfall produziert. Oder dass in den hochindustrialisierten Ländern Europas mehr als 50 Prozent der Bevölkerung ernsthaft durch Verkehrslärm belästig werden. <br/> Im vierten Teil wird die Umwelt unter dem Aspekt der menschlichen Aktivitäten untersucht: Energie, Industrie, Transportwesen, Landwirtschaft, Tourismus oder Fischerei lauten hier einige der Kapitelüberschriften. Der PKW-Bestand in Westeuropa hat sich zwischen 1970 und 1990 verdoppelt; die Autoren rechnen damit, dass in Zukunft die Luftbelastung durch Autos steigen wird, obgleich sich die Emissionen pro Fahrzeug senken lassen. Positive Entwicklungen haben die Autoren hingegen bei der Industrie festgestellt: Der spezifische Energieverbrauch in der chemischen Industrie konnte in den achtziger Jahren um 30 Prozent gesenkt werden, und generell lasse sich ein Trend zu Emissionsreduktionen beobachten. <br/> Im fünften Teil werden nochmals die einzelnen Probleme der europäischen Umwelt dargestellt, zum Beispiel Klimawandel, Ozonloch, Artenschwund oder Abfallproduktion. Auch bei diesem Teil lassen sich negative wie auch positive Trends ausmachen. Doch im grossen und ganzen ist das Bild düster, das die Autorinnen und Autoren des Umweltzustandsberichtes malen. So verwundert es nicht, dass die Schlussfolgerungen, welche im letzten Teil zu finden sind, nur magere 13 Seiten umfassen (zumindest in der uns vorliegenden Vor-Version). Und eigentlich sind es keine Schlussfolgerungen, was wir hier finden, sondern es sind Zusammenfassungen. Aber wer wollte schon das Risiko auf sich nehmen, aus dieser Informationsfülle gleich auch noch die richtigen Schlüsse zu ziehen? <br/> Die Europäische Umweltagentur plant als Ergänzung zu diesem Bericht einen statistischen Datenband zu veröffentlichen. Ausserdem soll eine Taschenbuchausgabe erscheinen. BEZUG: European Environment Agency, Kongens Nytorv 6, DK - 1050 Copenhagen K (Fax: ++45-33-367199).
Stichworte: Osteuropa, Europäische Umweltagentur, Europa, Statistik, Umweltzustandsbericht, EU, EG, Luft, Binnengewässer, Seen, Meere, Boden, Landschaft, Naturschutz, Flora, Fauna, urbane Umwelt, Stadt, Gesundheit, Bevölkerung, Produktion, Konsum, Ressourcen, Emissionen, Abfall, Lärm, Strahlung, chemisch und genetisch veränderte Organismen, Gentechnik, Naturkatastrophen, technische Unfälle, Energie, Industrie, Transport, Landwirtschaft, Waldwirtschaft, Fischerei, Aquakultur, Tourismus, Haushalt, Klimawandel, Klimaveränderung, Erderwärmung, Ozon, stratosphärisches Ozon, Artenverlust, Biodiversität, biologische Vielfalt, Unfälle, Versauerung, acidification, Sommersmog, Smog, Trinkwasser, Entwaldung, Waldsterben, Küsten, Urbanisierung, chemische Risiken, UNEP, OECD, UNECE, Europarat, Umwelt für Europa, Luzerner Konferenz, Dobris, Sofia, Konferenz
Schlagwort: Bücher und neue Medien > Rezensionen OekoDok
Medium: Ökomedia
Publikationsdatum: 01.09.1995
Autor: ph.
Eigenschaften: Buch;
Buchangaben: Europe's Environment, EEA, Kopenhagen, 1995.
Buchautor: European Environment Agency
Seiten, Preis: ca. 610 S. / 50 ECU
ISBN: Ohne ISBN
Abstract-Nr: 45422
Abstract-ID: 00501050065