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Abstract


Innovationen als Wegweiser aus der ökologischen Krise

Die Wirtschaft hat unbestrittenermassen in den letzten Jahren Abläufe effizienter gestaltet und damit auch die Umwelt ein Stück weit entlastet – aber nur ein Stück weit. Für wirkliche Verbesserungen müsste die Wirtschaft mehrere ausgefahrene Geleise verlassen.<br/>Als neue Schienen für die Wirtschaft bietet das Verfasser-Quartett Innovationen an. Dabei geht es nicht um Erfindungen (Inventionen), wie die Verfasser gleich zu Beginn des Buches klarstellen, sondern um Erneuerungen (Innovationen). Dabei ist letztlich sekundär, ob ältere Ideen wieder aufgenommen oder ob für alte Fragen zeitgemässe Antworten gefunden werden.<br/>Eine dieser älteren Fragen ist der Umweltverbrauch in der Wirtschaft. Hier betonen Wirtschaftsvertreter immer wieder, wieviel sie in den vergangenen Jahren geleistet hätten, wie gerade auch die Regulierungsdichte in Umweltfragen sie langsam zu ersticken drohe. Die Zahlen, die die Verfasser anführen, zeigen freilich, dass solche Aussagen teilweise Wahrheitsjustierungen sind: Am Energieverbrauch des Industriesektors in der Schweiz wird ersichtlich, dass Wachstumseffekte die Erfolge überkompensieren. Und der Glaube an das Heil, das uns die Dienstleistungsgesellschaft zu bringen vorgibt, gerät ins Wanken, wenn die Verfasser zeigen, wie unökologisch dieser Sektor ist, sobald die Vorleistungen aus dem Industriesektor berücksichtigt und die Auswirkungen der induzierten Transporte in Rechnung gestellt werden. Konsequent gerechnet, ergibt sich für die Energieintensität des Dienstleistungssektors sogar eine noch schlechtere Bilanz als für die Industrie. Von einem «ökologischen Strukturwandel», bemerken die Verfasser, könne also keine Rede sein.<br/>Und da sich ein ökologischer Strukturwandel nicht von alleine einstelle, müsse man nachhelfen. Unser wirtschaftliches System aber bietet einige Hindernisse auf diesem Weg. So kennt die Wirtschaft letztlich eine Garantie auf ihren Anspruch nach billiger und ausreichender Energieversorgung (dabei, so führen die Verfasser an, «übersieht diese rein angebotsorientierte Konzeption, dass es im Rahmen einer Marktwirtschaft nur unter der Bedingung konstant tiefer Preise zu Angebotslücken kommen kann»).<br/>Ähnlich verhält es sich mit Materialien, mit der Entsorgung, dem Raum, der Mobilität und dem Risiko (deren Auswirkungen in letzter Instanz von der Gesellschaft übernommen werden müssen). Strategien einer nachhaltigen Wirtschaft müssten daher einerseits in Richtung von ökologischen Grobsteuerungen gehen und anderseits die Schwerpunkte bei der Energie, dem Material, den Abfällen, dem Raum, dem Verkehr und den Gefährdungspotentialen setzen.<br/>Neben Innovationsstrategien zeigt das Buch auch an Beispielen, wie «Akteurnetze» als Katalysatoren von Innovationen wirken. Zu den sieben Beschleunigern gehören Vertrauensbeziehungen, ökologischer Wettbewerbsdruck, Kostenreduktion und Umweltstandard für eine Region.<br/>Ein weiteres Kapitel wirft allerdings auch die Frage auf, wie ökologisch denn ökologische Innovationen sind, weil sich beispielsweise Belastungen in ein anderes Feld verlagern können. Der letzte Teil des Buches widmet sich schliesslich der Umsetzung, die erwartungsgemäss auch bei einer ökologischen Steuerreform landet, die als Imperativ zu betrachten sei.<br/>Da das Buch eine Synthese aus dem Schwerpunktprogramm «Umwelt» des Schweizerischen Nationalfonds ist, sind einerseits die meisten Beispiele schweizerisch. Und anderseits sind viele Beispiele bekannt. Der Zusammenzug aber weist über das Einzelne hinaus und zeigt, wohin wir mit Wirtschaft, Politik und Gesellschaft gehen könnten, wenn wir nur wollten. Kurz: Eine vielleicht unabsichtlich gelungene Antwort auf «Mut zum Aufbruch» – und erst noch viel lesenswerter.

Stichworte: Materialverantwortung, Regionalisierung, Ökosysteme, Wirtschaft, Innovationskooperationen, Problemverschiebungen, Standards
Schlagwort: Bücher und neue Medien > «Buch des Monats»

Medium:
Ökomedia
Publikationsdatum: 01.07.1997
Autor: tsc.
Eigenschaften: Buch;

Buchangaben:
Mut zum ökologischen Umbau. Innovationsstrategien für Unternehmen, Politik und Akteurnetze, Birkhäuser-Verlag, Basel, 1996.
Buchautor: Minsch, Jürg / Eberle, Armin / Meier, Bernhard / Schneidewind, Uwe
Seiten, Preis: ca. 296 S. / 68 sFr. / 78 DM

Abstract-Nr: 48543
Abstract-ID: 00511300005