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Abstract


«Die» ökologische Steuerreform gibt es nicht

Und zwar ebensowenig, wie es «die Steuer» an sich gibt. Ein Sammelband vereinigt Aufsätze zu möglichen Gestaltungen und Wirkungen von ökologisch orientierten Steuerreformen.<br/>Grund für die Überlegungen zur ökologischeren Gestaltung von Fiskalsystemen ist die Einsicht, dass bei Umweltbelangen der Markt versagt hat. Und da es, in den Grundsatzworten von Heidi Schelbert, unzweckmässig ist, «den Teufel der Ineffizienz als Folge von externen Effekten durch den Beelzebub der Ineffizienz als Folge von Regulierungen» zu vertreiben, hat eine marktgerechte Umweltpolitik das Übel bei den Wurzeln zu packen: Sie «eliminiert die Verschwendung, die durch falsche Preise entstanden ist». Hier bieten sich Lenkungsabgaben aller Art an. Allerdings lässt sich von Lenkungsabgaben nur sehr schwer überzeugen, wer bisher die Umwelt gratis nutzen konnte. Dies ist wohl der wichtigste Grund, weshalb bis heute in der Schweiz und in Deutschland trotz immer wieder betonter grundsätzlicher Einigkeit im Ziel eine ökologieorientierte Steuerreform in weiter Ferne ist. Eines der regelmässig zu hörenden Argumente ist dabei, dass ein Land im Alleingang keine Umweltsteuern erheben könne, weil es sonst Wettbewerbsverzerrungen gegenüber dem Ausland gebe. Die Professorin Schelbert: «Die internationale Arbeitsteilung richtet sich nach den komparativen Vorteilen. Daher kann ein ganzes Land seine Wettbewerbsfähigkeit überhaupt nie verlieren.»<br/>Ernst Ulrich von Weizsäcker stösst ins selbe Horn und weist auf die Vorteile, die im allgemeinen und für Deutschland im speziellen eine rasche Einführung haben kann. Der Finanzspezialist Dieter Ewringmann holt dann aus und ruft in Erinnerung, dass es keine reinen Steuersysteme gebe. Es könne daher auch keine rein ökologischen geben – was nicht ausschliesse, die bestehenden ökologisch zu gestalten. Weitere Beiträge von Rolf Weder, J. Andrew Hoerner, Frank Muller, Thorwald Moe, Klaus A. Vallender und Reto Jacobs sind nicht minder aufschlussreich, lesens- und bedenkenswert.<br/>Am spannendsten aber dürften die Ausführungen des Infras-Mannes Rolf Iten über die Fallbeispiele Papier- und Zementindustrie sein. Bei der Zementindustrie sieht Iten wenig Probleme, da die Branche homogen ist. Anders bei der Papierbranche. Nur auf den ersten Blick überraschend ist dabei, dass eine CO2- und Energiesteuer den Endproduktpreis von hochveredelten Spezial- und Grafikpapieren pro Tonne mutmasslich weniger stark erhöhen wird als bei Karton oder Zellstoff. Zurückzuführen ist dies auf den wesentlich höheren Preis der Endpapiere (bis zu 5000 Franken pro Tonne im Gegensatz zu etwa 1000 Franken bei Karton). Je nach Energieintensität müssten also branchenweise Lösungen gesucht werden. Fazit des Verfassers: «Ausgehend von der Annahme, dass ein Vorausgang nicht zu einem permanenten Alleingang werden kann, ist der Verlust eines Teiles der Lenkungswirkung in der Anfangsphase – wo diese Lenkungswirkung ohnehin noch nicht allzu gross ist – weniger gravierend als die Gefahr, dass der Systemwechsel auf absehbare Zeit wegen der Sorge um die energieintensiven Branchen überaupt nicht zustandekommt.»<br/>«Ökologisch orientierte Steuerreformen» ist ein überaus anregendes und immer noch aktuelles Buch, bei dem nur ein wenig schleierhaft bleibt, weshalb die Herausgabe dieses Bandes fast zwei Jahre gedauert hat: Die Sarner Konferenz, deren Referate das Buch umfasst, fand 1995 statt.

Stichworte: Lenkungsabgaben, Schweiz, Europa, Dänemark, Norwegen, Schweden, Steuerpolitik, Verfassungen, Pro, Contra, Abgaben, Rückerstattung, Bundesamt für Aussenwirtschaft (Bawi), Franz Blankart, Tagungsband
Schlagwort: Bücher und neue Medien > «Buch des Monats»

Medium:
Ökomedia
Publikationsdatum: 01.09.1997
Autor: tsc.
Eigenschaften: Buch;

Buchangaben:
Ökologisch orientierte Steuerreformen. Die fiskal- und aussenwirtschaftspolitischen Aspekte, Verlag Paul Haupt, Bern, 1997.
Buchautor: Staehelin-Witt, Elke / Blöchliger, Hansjörg (Hrsg.)
Seiten, Preis: 258 S. / 42 sFr. / 47 DM

Abstract-Nr: 48545
Abstract-ID: 00511300007