Home  |  Suche  |  Thesaurus  |  Medienliste  |  Impressum etc.

Abstract


Wohin geht die Reise? Oder: Die Zukunft der Gentechnik

Wenn Naturwissenschafter sich zur Zukunft der Gentechnik äussern, erstaunt es nicht, dass sie dies technikfreundlich tun. Die vorliegende Aufsatzsammlung, herausgegeben vom Berliner Pflanzenphysiologen Peter Brandt, macht hier ebenfalls keine Ausnahme. In 16 Kapiteln (gut 260 Seiten) gibt der Band einen Überblick über den aktuellen Stand der Entwicklung weltweit und leuchtet die verschiedensten Forschungs- und Anwendungsgebiete der Gentechnik aus. Von den ökologischen Problemen bei Freisetzungen, von Gentransfer, staatlicher Regulierung, Lebensmittelherstellung bis zur Gentherapie – jene Themen und Sachgebiete, die zu Kontroversen, kritischen Fragen und ablehnenden Einstellungen Anlass geben, sprechen die Autoren auch an. Zu den Verdiensten der Arbeit zählt die Fülle an Daten, die in den Aufsätzen anschaulich als Tabellen und Grafiken dargestellt sind.<br/>Doch Herausgeber und Autoren sind entschiedene Verfechter der neuen Technologie und rücken deren enormes Potential auf alle Anwendungen in den Vordergrund. Die Auseinandersetzung mit Einwänden gegen die Gentechnik fällt entsprechend aus: Medizin, Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie könnten von den neuen Methoden nur profitieren. Der Band stellt Gentechnik als eine optimale Strategie zur Lösung wesentlicher Probleme der Menschheit dar.<br/>Auch «heikle Fragen» werden nicht ausgeklammert. Ein Kapitel widmet sich den Möglichkeiten des militärischen Missbrauchs. Die Ausführungen zur Anwendung gentechnischer Verfahren am Menschen (pränatale Diagnostik) streifen auch ethische Gesichtspunkte. Dass die Gentechnologie an ethische und moralische Grenzen rührt und im biologischen Sinn gar zu Grenzüberschreitungen führt, veranlasst die Schreibenden nicht zu ablehnender Einstellung. Dass Menschen biologische Baupläne umarbeiten können, gilt Ihnen als Verheissung. Indem die Naturwissenschaft die nunmehr ermöglichte Schöpferrolle bejaht, spricht sie dem Wissenschafter eine Verantwortung in einem völlig neuen Sinn zu. Diese Rolle mit Mass wahrzunehmen, dafür allerdings plädieren die Verfasser.<br/>Diese grundsätzlich positive Einstellung der Verfasser bedeutet, dass der Band Gegner der Gentechnologie kaum versöhnen, geschweige denn überzeugen kann. Gerade in der (anmassenden) Rolle des Wissenschafters fokussiert sich der gesellschaftliche Konflikt. Die kritische Öffentlichkeit zweifelt an der Fähigkeit von Industrie und Wissenschaft, im Interesse aller, auch der Natur, verantwortlich zu handeln.

Schlagwort: Bücher und neue Medien > Wissenschaft und Technologie

Medium:
Ökomedia
Publikationsdatum: 01.09.1997
Autor: T.Z.
Eigenschaften: Buch;

Buchangaben:
Zukunft der Gentechnik, Birkhäuser-Verlag, Basel, 1997.
Buchautor: Brandt, Peter (Hrsg.)
Seiten, Preis: 290 S. / o.A.

Abstract-Nr: 48754
Abstract-ID: 00511450074