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Abstract


Wie Lügen über Afrika und seine Umweltveränderungen funktionieren

Wie ist das vermeintliche Wissen über Umweltveränderungen auf dem afrikanischen Kontinent entstanden? Wer hat das Land beobachtet und die Daten interpretiert? Und wie kann sich solches «Wissen» trotz Erhebungen, die das Gegenteil aufzeigen, als Wahrheit halten?<br/>In «The Lie of the Land» beschäftigen sich WissenschaftlerInnen, vorwiegend der Geschichte, Ökologie und Sozialökonomie, mit diesen Fragen. Die herkömmliche Afrika-Umweltforschung verbreitet «Geschichten über die Entwicklung des Landes», die falsch sind und somit auch Vorurteile gegenüber den Bäuerinnen und Bauern aufbauen. Diese «Geschichten» basieren auf vereinfachten Annahmen über die Interaktion zwischen Menschen und der «Natur» – eine westliche Aufsplitterung – und auf undifferenzierten Kategorisierungen der AkteurInnen wie «Frauen» oder «Landlose». Desertifikation ist zum Beispiel eine solche «Lüge», die aus wissenschaftlichen Unsicherheiten entstand: Eine «konstruierte Desertifikations-Erzählung», die behauptet, dass das Verhalten vor allem der «Frauen» zu einer Degradation der trockenen Gebiete führe. Das so konstruierte «Wissen» setzt sich in Entwicklungsprogrammen nieder, die lokales Erfahrungs-Wissen übersehen. Um an Entwicklungsgelder zu kommen, bestätigen auch LandwirtInnen das falsche Wissen, und der Wissensschlamassel ist perfekt. Sie entfremden sich von ihren eigenen Erfahrungen.<br/>Das erste Kapitel liefert die theoretische Grundlage für eine Rekonzeptionierung von Forschung und Politik als verknüpfte Prozesse. Diese sollten gemessen an ihrer impliziten gesellschaftlichen Verbindlichkeit und ihrer lokalen und zeitlichen Gültigkeit beurteilt werden. Eine «Demokratisierung der Expertise» ist unbedingte Voraussetzung für eine Revision des «Wissens», das der «Pluralität von Realitäten» gerecht wird.<br/>Wie diese neue Umweltforschung aussieht und wie sie mit ihren Resultaten umgeht, zeigen die anschliessenden zehn Kapitel. Jedes untersucht eine Veränderung der Umwelt in einer bestimmten demographischen Zone und widerlegt herkömmliche «Geschichten» über Gründe und TäterInnen. Konsequent in ihrem dekonstruktivistischen Ansatz, erheben die VerfasserInnen nicht den Anspruch, neue Wahrheiten und eindeutige Lösungen gefunden zu haben. Die Selbstreflexion, also das Bewusstsein über die eigene institutionelle Einbettung, und der interdisziplinäre, demokratische Vorgang verdienen viel Aufmerksamkeit.<br/>Leach und Mearns, die HerausgeberInnen, haben das erste Kapitel ziemlich kompliziert formuliert, trotzdem ist es sehr spannend. Sie wollen mit diesem Buch politische Strategien hinter dem konstruierten «Wissen» aufzeichnen, was ihnen mit Hilfe der flüssig und anschaulich geschriebenen zehn Folgekapitel mühelos gelingt. Das Hauptverdienst dieses Buches ist denn auch die Aneinanderreihung der Fälle, so dass die Gemeinsamkeiten augenfällig und unabstreitbar werden.

Stichworte: W.M. Adams, William Beinart, Daniel Brockington, Reginald Cline-Cole, James Fairhead, Allan Hoben, Katherine Homewood, Melissa Leach, Ian Scoones, Michael Stocking, Jeremy Swift, Mary Tiffen, Landwirtschaft, Desertifikation, Rodung, Wald, Wirtschaft, Entwicklungspolitik, NGO, Umweltzerstörung, Politik
Schlagwort: Bücher und neue Medien > Gesellschaft

Medium:
Ökomedia
Publikationsdatum: 21.11.1996
Autor: cm.
Eigenschaften: Buch;

Buchangaben:
The Lie of the Land. Challenging Received Wisdom on the African Environment (=African Issues), The International African Institute / James Currey Ltd., Oxford, 1996.
Buchautor: Leach, Melissa / Mearns, Robin (Hrsg.)
Seiten, Preis: 240 S. / £ 11.95
ISBN: 0-435-07408-3

Abstract-Nr: 48770
Abstract-ID: 00511500006