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Abstract


«Die Dritte Welt existiert immer noch»

Jacques Forster, Professor am Universitätsinstitut für Entwicklungsstudien in Genf (IUED), führt die LeserInnen ins neue Jahrbuch «Schweiz–Dritte Welt» ein, indem er die Frage, ob der Begriff Dritte Welt noch angebracht sei, aus dem Weg räumt. 1952, in Anlehnung an die Hierarchiestufen aus der französischen Revolution, habe der Demograph Alfred Sauvy den heutigen Begriff Dritte Welt geprägt. Denn die Situation in den Entwicklungsländern sei vergleichbar mit dem Dritten Stand der damaligen Bevölkerung, der «in der politischen Ordnung nichts war» und der «etwas werden» wollte. Forster sieht diesen Tatbestand auch heute noch bestätigt, bloss die geographische Verbreitung habe sich seit den 50er Jahren beträchtlich verändert. Laut dieser Definition gehören die Menschen in den industrialisierten Ländern, die dem Verarmungsprozess unterliegen, genauso zur Dritten Welt wie die 48 gemäss Uno am wenigsten entwickelten Länder («least developed countries» LDC).<br/>Liberalisierungsmassnahmen werden die Kluft zwischen Arm und Reich weiter vertiefen, und wie die Uruguay-Runde gezeigt hat, findet die Behandlung von Wirtschaftsanliegen nach wie vor ohne Einbeziehung von Sozialklauseln statt. Das Jahrbuch 1996 rückt die vernachlässigten Sozialklauseln im Teil «Analysen und Stellungnahmen» durch mehrere Beiträge ins Bewusstsein. Laut Forster werden diese «in den nächsten Jahren im Mittelpunkt der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Norden und Süden stehen».<br/>Einen neuen Bestandteil des Jahrbuchs bildet die Analyse einer multilateralen Institution: Der diesjährige Band untersucht die United Nations Food and Agriculture Organisation FAO und den eingeschlagenen Weg zur Welternährungssicherheit. Es handelt sich dabei um ein Spezialprogramm für einkommensschwache Nahrungsdefizitländer (englische Abkürzung: LIFDCs) und um eine «nachhaltige neue Grüne Revolution». Die FAO-Politik schneidet jedoch in der Beurteilung nicht so gut ab. Eine Schwierigkeit sei in erster Linie die «äusserste Limitierung finanzieller Ressourcen» – sprich: das Geld fehlt. Dadurch werden vor allem die Probleme der Berg- und der dürregeplagten Regionen vernachlässigt. Bodenverbesserungs- und Erosionsschutzmassnahmen bleiben somit schwer finanzierbar.<br/>Die FAO schätzt die Zahl der Hungernden auf 800 Millionen. «Die Kausalitätskette von Armut, mangelnder Kaufkraft, Hunger, sinkender Arbeitsproduktivität, mangelnder ruraler Ersparnisse, Unterinvestitionen in Bodenfruchtbarkeit und in verbesserte Anbaumethoden muss an mehreren Stellen zugleich aufgebrochen werden.» BEZUG: Buch 2000, Versandbuchhandlung, Postfach, CH-8912 Obfelden.

Stichworte: Asiatische Entwicklungsbank, ADB, Afrika, Hilfswerke, Armutsbekämpfung, Asien, Migrationspolitik, Afrikanische Entwicklungsbank, BAD, BAWI, Bretton-Woods-Institutionen, Flüchtlinge, China, DEH, DEZA, Länder, Gatt, IAO, IBRD, IDA, Zahlungsausgleich, Entschuldung, IWF, Kaffee, Kakao, Kinderarbeit, Kredit, Lateinamerika, NGO, OECD, UNCTAD, Uno, Weltbank, WWF, Konferenz
Schlagwort: Bücher und neue Medien > Rezensionen Bücher und graue Literatur Ökomedia
Publikationsdatum: 10.06.1996
Autor: cm
Eigenschaften: Buch; Inserat;

Buchangaben:
Jahrbuch Schweiz–Dritte Welt 1996 (=IUED 15) Genf, 1996.
Buchautor: Institut Universitaire d'Etudes du Développement
Seiten, Preis: 388 S. / 38 sFr.
ISBN: 2-88247-020-7

Abstract-Nr: 50669
Abstract-ID: 00511050084