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Abstract


25 Jahre Greenpeace: Das Buch zur Feier

Greenpeace kommt in die Jahre: in diesem Herbst wird die wohl weltweit grösste Umweltorganisation ihren fünfundzwanzigsten Geburtstag feiern können, und auch der deutsche Ableger hat einen runden Geburtstag vor sich, wird er doch in diesem Jahr 15 Jahre alt. Grund genug also, eine Festschrift zu veröffentlichen.<br/>Die Publikation von Büchern gehört nach eigenem Bekunden nicht unbedingt zu den Arbeitsschwerpunkten der Organisation, denn «die Greenpeace-Muttersprache ist und bleibt nun einmal die Aktion», wie es so schön im Vorwort heisst. Und trotzdem: Greenpeace Deutschland hat den Versuch unternommen, sich, seinen Fans und natürlich auch seinen Kritikern ein Buch auf den weiteren Weg mitzugeben – zum Glück, muss man sagen. Denn entstanden ist ein Buch, das sich zuallererst einmal wunderschön präsentiert: Es lädt zum Blättern ein, zum Betrachten der Bilder, Lesen der Bildunterschriften, und es lässt 25 Jahre Politik – nicht nur Umweltpolitik – Revue passieren.<br/>Die Texte stammen in den meisten Fällen von (Ex-)Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Greenpeace. Doch wer ein Jubelbuch erwartet, wird enttäuscht: Das Buch ist «keine Jubelschrift, kein Familienalbum und keine autorisierte Organisationsgeschichte, sondern alles in allem eine kritische Bestandesaufnahme der Greenpeace-Praxis mit Blick in die Zukunft» (aus dem Vorwort).<br/>Kritische Töne dominieren in der Tat die Beiträge. Schon in den einleitenden sieben Thesen vom obersten Greenpeace-Boss Thilo Bode heisst es: «Greenpeace ist als Organisation nicht demokratisch strukturiert, ihre Arbeitsweise aber ist praktizierte Demokratie.» Bode geht nicht auf die «praktizierte Demokratie» ein, aber dass er zugibt, dass sein Verband nicht demokratisch organisiert ist, stellt ein Novum dar.<br/>Auch zum Wortteil «Peace» im Namen Greenpeace lesen wir nachdenkliche Töne: Die Friedensarbeit, so Thomas Schultz-Jagow in seinem Beitrag, sei in den vergangenen 25 Jahren eher stiefmütterlich behandelt worden: «Die Haltung von Greenpeace gegenüber dem Krieg [im ehemaligen Jugoslawien] bietet bis heute ein Lehrstück dafür, wie eine Organisation sich um brennende friedenspolitische Fragen herumlaviert.»<br/>In einzelnen Beiträgen stellt das Buch die wichtigsten Projekte und Kampagnen von Greenpeace vor, geht auf die Beziehungen der Umweltorganisation zur «Öffentlichkeit» ein und stellt das Unternehmen vor. Zum Schluss gibt es noch einen Ausblick in die Zukunft. Besonders lesenswert ist der Beitrag von Wolfgang Sachs, der es folgendermassen auf den Punkt bringt: «Greenpeace – das macht gerade ihre postmoderne Schlagkraft aus – ist es gelungen, die Bilderwelt der Medien um das Genre des Umwelt-Zweikampfes zu bereichern. [...] Aber kann nicht der Punkt kommen, da die Bilder Greenpeace beherrschen?»<br/>In diesem Buch geht Greenpeace auch schwierigen Themen nicht aus dem Weg, so zum Beispiel dem Ökorassismus und der Ökologie von rechts, dem Problem der Geldbeschaffung und der Lobbyarbeit. Im Grund genommen stellt das Buch den Versuch dar, Diskussionen, die in einer Organisation wie Greenpeace zumeist intern geführt werden, an die Öffentlichkeit zu tragen. Es soll damit sicherlich auch das bisweilen angeschlagene Image des Ökoriesen etwas aufbessern. Denn mittlerweile hat es sich nicht nur in der Umweltszene herumgesprochen, dass Greenpeace ein straff geführter Multi geworden ist, der Millionen umsetzt und nach strengen, zentralistischen Gesetzen geführt wird.<br/>Dass Greenpeace mit diesem Buch einen Neuanfang in der Kommunikation mit der Öffentlichkeit versucht hat, ist nur zu begrüssen. Dass dabei ein so schönes und spannendes Buch entstanden ist, macht es leichter, Greenpeace herzlich alles Gute für die nächsten 25 Jahre zu wünschen.

Stichworte: Greenpeace; Umweltbewegung; 1968er; Friedensbewegung; Friedensarbeit; Mururoa; DDR; Fundraising; Umweltorganisationen; Umweltbewegung; NGO; NRO; Nichtregierungsorganisationen; Umweltgeschichte; Giftexporte; Greenfreeze; Kühlschrank; Chlorchemie; Lobbyarbeit; Atomenergie; Atomwaffen; Atomwaffenversuche; Atomversuche; Organisationskultur; Brent Spar; Chroniken; Bilderbücher;
Schlagwort: Bücher und neue Medien > Rezensionen Bücher und graue Literatur Ökomedia

Medium:
Ökomedia
Publikationsdatum: 01.04.1996
Autor: ph.
Eigenschaften: Buch;

Buchangaben:
Das Greenpeace-Buch, Beck, München, 1996.
Buchautor: Greenpeace e. V. (Hrsg.)
Seiten, Preis: 312 S. / sFr. 38.60 / DM 39,80
ISBN: 3-406-40760-9

Abstract-Nr: 50694
Abstract-ID: 00511050086