Oekodok
|
|
|
|
Abstract
Werden wir als unfruchtbare und vergiftete Lebewesen untergehen?
Über 200 chemische Fremdstoffe können in jedem menschlichen Körper gefunden werden. Was diese so anstellen, wird in der Forschung konsequent ignoriert. Al Gore schreibt im Vorwort dieses in mancher Hinsicht speziellen Buches, dass wir nie eine vollkommen risikofreie Gesellschaft sein werden, aber: «Jeder Mensch hat das Recht, die Substanzen, denen er und seine Kinder ausgesetzt sind, zu kennen und alles zu erfahren, was die Wissenschaft uns über deren Gefahren berichten kann.» Nicht nur über Risiken erfahren hier die LeserInnen etwas, sondern vor allem auch über den unreifen und verantwortungslosen Umgang damit. Drei WissenschaftlerInnen haben sich zusammengetan, um ein leicht zu lesendes, spannendes und informatives Bild zu zeichnen. Was es darstellt, ist die schon lange erwartete Verknüpfung von blinder Wissenschaftsgläubigkeit, medizinisch-gesundheitlichen Folgen und gesellschaftlichen Veränderungen in den letzten Jahrzehnten. Rückblicke bis in die dreissiger Jahre reichern den Überblick über die Pharmageschichte an. Der Fokus auf Umweltchemikalien, deren Potenzierung durch die Nahrungskette und deren Auswirkungen auf den Hormonhaushalt eines jeden Lebewesens führt als roter Faden durch das Buch.<br/>Der Anspruch der VerfasserInnen ist sehr hoch. Einen Krimi wollten sie schreiben. Und tatsächlich sind die Fakten, wie zum Beispiel ÄrztInnen mit DSE (Diäthylstilböstrol), dem Östrogen aus Menschenhand, jonglierten, kriminell. Inhaltlich kommen also Krimifans voll auf ihre Rechnung.<br/>Wie Colborn, WWF-Naturwissenschaftlerin, Mitverfasserin und Protagonistin, entdeckt, dass die Diagnose «Krebs», die in den 80er Jahren wucherte, vermutlich falsch war, dass es sich statt dessen um hormonelle Störungen und in der Folge davon um Fehlentwicklungen handelt, hört sich zufällig an: Da es sich um eine «Erzählung» über diese Forschungstätigkeiten handelt, stehen Fakten, wissenschaftliche Hypothesen und Spekulationen nebeneinander. Diese Form entspricht heutigen wissenschaftskritischen Forderungen. Sie so umzusetzen, ist dennoch sehr mutig, da WissenschaftlerInnen selber sie gerne als unwissenschaftlich verurteilen. Leider vermögen die belletristischen Einschübe den Spannungsbogen nicht zu halten. So kurz und selten sie vorkommen, fallen sie aber auch nicht gross ins Gewicht. Sowohl Fachleuten als auch wenig Informierten ist diese Lektüre sehr zu empfehlen.
Stichworte: (Rezensionen «Globus» 1.11.96 und «pro Zukunft» (4/96, S. 17) unter derselben Nummer abgelegt) Pharma, toxische Substanzen, Umweltchemikalien, Fische, Vögel, Hormonhaushalt, DNA, Frauen, Unfruchtbarkeit, Thalidomid-Contergan, Schwangerschaft, Embryo, Fruchtbarkeit, Dioxin, langlebige, synthetische Chemikalien, Spermienzahl, Wingspread-Erklärung
Schlagwort: Bücher und neue Medien > Rezensionen Bücher und graue Literatur Ökomedia
Medium: Ökomedia
Publikationsdatum: 01.08.1996
Autor: cm.
Eigenschaften: Buch; Literaturhinweise; Inserat;
Buchangaben: Die bedrohte Zukunft. Gefährden wir unsere Fruchtbarkeit und Überlebensfähigkeit? (Original: Our Stolen Future. 1996), Droemer Knaur, München, 1996.
Buchautor: Colborn, Theo / Dumanoski, Dianne / Peterson Myers, John
Seiten, Preis: 398 S. / sFr. 31.50 / 34 DM
ISBN: 3-426-26864-7
Abstract-Nr: 52183
Abstract-ID: 00511050157