Oekodok
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Abstract
Von der Natur lebt es sich besser als vom Geld
Die alte Frage nach den Quellen von Zufriedenheit und Glück stellt dieses Buch vor dem Hintergrund des wachsenden Gefälles zwischen Arm und Reich auf dieser Erde.<br/>Eine Kuh bedeutet eigenes Einkommen; Boden zu besitzen, vermittelt Sicherheit. Und daraus leitet sich das Glücklichsein ab. Diese Welt der «Subsistenz» stellen die Verfasserinnen einer entfremdeten, auf das «Immer-mehr» ausgerichtete Lebensform des Kapitalismus gegenüber. Anhand zahlreicher Beispiele zeigen sie, dass vor allem Frauen die weltweite «Subsistenz-Bewegung» leben und auch auf internationalen Kongressen repräsentieren. «Nicht Geld, nicht Bildung, nicht Status und Prestige» seien die Grundlagen für das «gute Leben», sondern «eine Kuh», verkünden sie.<br/>Auf den ersten Blick verheisst das Konzept, was alle suchen: Überblick, Nestwärme, Lebenssinn. Die Natur bietet allen genug, das leuchtet ein. Dennoch kommt bei der Lektüre keine rechte Freude auf. Vielleicht schreckt die Aussicht auf eine enge, kleinbürgerliche Existenz in Verbindung mit harter, körperlicher Arbeit. Doch das liesse sich noch verkraften, wenn dafür Frieden einkehren würde in der Welt. Die «Subsistenzperspektive» liefert dafür aber weder Hoffnung noch Garantie. Sie entwirft vielmehr eine Gesellschaftsform, welche die Machtfrage zwar diskutiert aber in ihrer Struktur ignoriert und somit allen besser organisierten Systemen und Angriffen wehrlos ausgeliefert ist.<br/>Die Verfasserinnen beschreiben das herrschende, männerdominierte Prinzip als «fortdauernde Kolonisierung». Als Keimzellen des Widerstands sehen sie die neualten Lebensformen, die statt gegen die Natur mit ihr arbeiten. Doch müssten diese Widerstandsnester, um als ökofeministische Alternative zum patriarchalen Kapitalismus zu wirken, mit Kräften haushalten, gut koordiniert sein, also (global) arbeitsteilig funktionieren. Indem die Subsistenz – was ihr Hauptverdienst ist – die Trennung zwischen Leben und Überleben (Existenzsicherung) aufhebt, verzichtet sie aber weitgehend auf Arbeitsteilung. Ihre grösste Stärke im Alltag ist zugleich ihr wunder Punkt in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung. Obwohl Mies und Bennholdt-Thomsen falsche Hoffnungen nähren, ist ihr Buch lesenswert: Es repräsentiert einen Zeitgeist, der weit verbreitet ist und regt die Diskussion über zeitgemässe, nicht-matchistische Widerstandsformen an.
Stichworte: Feminismus, Ökologie, Esotherik, Dritte Welt
Schlagwort: Bücher und neue Medien > Wirtschaft und Entwicklung
Medium: Ökomedia
Publikationsdatum: 29.05.1998
Autor: dw.
Eigenschaften: Buch;
Buchangaben: Eine Kuh für Hillary. Die Subsistenzperspektive, Frauenoffensive, München, 1997.
Buchautor: Mies, Maria / Bennholdt-Thomsen, Veronika
Seiten, Preis: 255 S. / 31 Fr.
Abstract-Nr: 96278
Abstract-ID: 00511400141