Oekodok
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Abstract
Supermärkte verändern das Leben der Bevölkerung Tschechiens
"Cesky sen", der tschechische Traum, so heißt der neue Film der jungen Regisseure Vít Klusák und Filip Remunda, der dieses Jahr am Filmfestival in Locarno «Cinéastes du présent» als internationale Premiere gezeigt wurde und das Phänomen der Hypermärkte zur Diskussion stellt. Der tschechische Traum, wie ihn Klusák und Remunda sehen, ist nicht ein Leben in Freiheit und Demokratie und auch nicht das Familienglück auf der Chata, dem Wochenendhäuschen abseits der Stadt. Der tschechische Traum heute, das ist Schwelgen in der bunten Warenwelt und ungebremster Konsum in den überall neu entstehenden riesigen Einkaufstempeln, den Hypermärkten. Mit ihrem Film wollen die jungen Regisseure nun der tschechischen Gesellschaft einen Spiegel vorhalten. Vor gut einem Jahr startete in Prag eine großangelegte Werbekampagne, die zur Eröffnung eines neuen Hypermarktes am Stadtrand Prags einlud. Auf Handzetteln, Prospekten, Reklametafeln und sogar auf Prager Straßenbahnen prangte wochenlang unübersehbar das freundliche blau-weiße Logo: Die Filmemacher hatten kurzerhand einen fiktiven Hypermarkt gegründet, den sie nun ganz real bewarben. Die Vorbereitungen für die Eröffnung des Marktes, von der Entwicklung der Werbestrategie bis hin zu ersten Reaktionen der Bevölkerung dokumentieren Klusák und Remunda mit der Kamera. Der Name ihres Hypermarktes: "Cesky sen", der tschechische Traum. Für Rundfunkspots war sogar eigens eine "Hyperhymne" komponiert worden, die den "tschechischen Traum" in Worte fasst: "Schau´ mit den Augen eines Kindes, (...) Die ganze Welt kannst Du haben - Du musst nur ein wenig wollen! (...) Und wenn Du kein Geld hast, Dann leih´ Dir was und sag nur:´Ich will mir einen schönen Traum erfüllen...´" . Wie sehr dieser tschechische Traum für einige schon zur Realität geworden ist, zeigt der Film am Beispiel einer Familie, die ihre Wochenenden überwiegend in den großen Einkaufszentren verbringt. Die Frage, wie es denn vorher war, produziert erstauntes Schweigen - niemand kann sich mehr recht erinnern. Die beiden Filmer wollen mit dem Film das Phänomen der Hypermärkte in Tschechien kritisch hinterfragen und dies gelingt ihnen ausserordentlich gut. Es ist beklemmend zu sehen wie viele Leute sich von der Werbung für das fiktive Einkaufszentrum verführen liessen. Der Film fand Anklang bei den ZuschauerInnen, sicher auch wegen den durchaus komischen und humorvollen Aspekten im Film. Und eines ist klar der «Tschechische Traum» wird nicht nur in Tschechien geträumt.
Stichworte: Lebensstil, Konsumismus
Schlagwort: Konsum, Ernährung > Allgemeines
Medium: Oekomedia
Publikationsdatum: 17.08.2004
Autor: Freuler, Lisa
Abstract-Nr: 116579
Abstract-ID: 05311100086